Es gibt im Bereich der Schreibdidaktik inzwischen viele schnelle Ratgeber für Lehrpersonen, Journalisten und viele andere Kategorien bis hin zu hochwissenschaftlichen Analysen von Schreibprozessen; es gibt auch bereits viele anregende Unterrichtsmaterialien.

Wir möchten das Angebot ergänzen und noch einmal ganz stark eine andere Perspektive, die konkrete Schulperspektive, einbringen.

Wir hoffen auf Austausch, Zusammenarbeit, auf Verständigung mit anderen Lehrpersonen, aber auch mit Eltern und Schülern über ein Thema, das uns sehr wichtig ist.

Wir möchten ganz konkrete Unterrichtsmaterialien liefern, die eingesehen werden können, für eigene Zwecke adaptiert werden können, die erprobt wurden, die weitergegeben werden sollen. Wir hoffen aber auch auf eine Diskussion über Texte (Textvielfalt, Textentstehung, Sich Verständigen über Texte, Feedback entwickeln, Gespür für Texte entwickeln, Texte überarbeiten, an Texten dran bleiben, Anregendes finden um zu schreiben bzw. weiter zu schreiben).

Praktisch erprobt wurde von Germanistikstudenten der Universität Innsbruck im Mai 2014 in Zusammenarbeit mit dem Gymnasium „Walther von der Vogelweide" die Form der Schreibwerkstatt.

An einem bzw. an zwei Tagen wurden Werkstätten zu verschiedenen Themen, Textbausteinen, Textqualitäten angeboten, zwischen denen interessierte Schüler-innen frei wählen konnten.

Wir möchten das Konzept der Werkstätten an dieser Stelle zur Verfügung stellen, wir denken, es könnte auch für manch anderen als Ideenlieferung, aber auch im Detail interessant sein.

WAS IST EINE SCHREIBWERKSTATT?

Der Nestor der Didaktik des kreativen Schreibens in Deutschland, Lutz von Werder, hat die Schreibwerkstatt folgendermaßen definiert:

„Eine Schreibwerkstatt ist eine kreative Gruppe, die sich zum Zweck der Simulation, Produktion, Bearbeitung und Deutung von Texten zusammengefunden hat. Jede Sitzung dauert etwa....Dabei gliedert sich jede Sitzung in folgende Abschnitte:

1. Schreibanregungen – Inspirationsphase

2. Schreibarbeit – Inkubationsphase

3. Textarbeit – Illuminationsphase

4. Textdeutung – Verifikation."

(Lutz von Werder, Lehrbuch des kreativen Schreibens, Berlin – Milow: Schibri, 1996, S. 29 f.)

Die Form der Schreibwerkstatt entstand in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts, weil man daran geglaubt hat, dass jeder, wirklich jeder Schreiben erlernen kann. Inzwischen wird die Form der Schreibwerkstatt verschiedentlich genutzt: zu didaktischen Zwecken oder auch als zusätzliches Angebot für am Schreiben interessierte Jugendliche, von Volkshochschulen für ein breites Publikum oder von Universitäten zur Ausbildung der Studenten v.a. im wissenschaftlichen Schreiben. Anbei nur zur Verdeutlichung die Kurzbeschreibung der Schreibwerkstätten auf der Webseite der Universität Bielefeld und auf dem Landesbildungsserver Baden-Württemberg:

„Ob du Essays, Protokolle, Hausarbeiten, Berichte oder deine Abschlussarbeit schreibst - immer kommt es darauf an, den eigenen Standpunkt zu klären, sich das Material so zurecht zu legen, dass klar wird, was du mitteilen möchtest, in welcher Rolle und mit welchem Ziel du schreibst und schließlich einen lesbaren Text zu produzieren.

Es gibt Handwerkszeug, mit dem man diese Anforderungen in konkrete Schritte übersetzen kann. In unseren Schreibwerkstätten kannst du dieses Handwerkszeug kennen lernen und gemeinsam mit anderen Studierenden an einem aktuellen Schreibprojekt ausprobieren und reflektieren. Es gibt drei Varianten von Schreibwerkstätten:

- Zwei Tage Schreibwerkstatt en bloc: Kompakter Durchgang durch den gesamten Arbeitsprozess beim Schreiben von Haus- und Abschlussarbeiten

- Schreibwerkstatt Abschlussarbeiten I + II: Zwei eintägige Schreibwerkstätten: Schreibwerkstätten zur Anfangsphase sowie zur Motivation im Arbeitsprozess der Abschlussarbeit

- Mini-Schreibwerkstätten: Maximal dreistündige Schreibwerkstätten zu einzelnen Themen des wissenschaftlichen Schreibens"

„In Schreibwerkstätten werden Jugendliche spielerisch an die eigene Produktion und Entwicklung von Texten, Gedichten, Kurzgeschichten usw. herangeführt. Allerdings sind diese nicht als Talentschmieden zu verstehen, es geht nicht darum, „Miniautoren" zu formen. Vielmehr bieten Schreibwerkstätten die Möglichkeit, die Erfahrungen, die Jugendliche mitbringen, dem Schreiben zugänglich zu machen. Je nach Alter und Erfahrung der Jugendlichen werden verschiedene Techniken eingesetzt. In der Regel wird mit einem Warm-up durch verschiedene Einstiegsspiele bzw. Einstiegsmethoden begonnen. Dabei wird in kleinen Schritten vom Wort zum Satz und dann zum Text vorgegangen. Bei einer mehrtägigen Schreibwerkstatt werden die entstandenen Geschichten oft gedruckt, illustriert und gebunden, so dass jeder Jugendliche ein eigenes Exemplar erhält."

Schreiben: richtig schreiben, adressatenbezogen schreiben, witzig schreiben, originell schreiben, textsortenspezifisch schreiben, Vielfalt erfassen und sich selbst entwickeln – das ist das Ziel eines jeden Schreibunterrichts.

Und trotzdem: Die Verständigung über Texte, gute Texte, das Reden über Texte, das Nachdenken und Überarbeiten von Texten ist ein Desiderat, das sich in der schulischen Arbeit durchaus noch optimieren ließe.

Das Gymnasium „Walther von der Vogelweide" hat im Rahmen seines Schwerpunkts Schreibdidaktik Schreibwerkstätten erprobt, die – wie bereits erwähnt - gemeinsam mit Studenten der Universität Innsbruck geplant und ausgeführt wurden und sich eng an das bereits zitierte Grundkonzept von Werders hielten..

Statt des Regelunterrichts wurden an zwei Tagen Schreibwerkstätten zu verschiedensten Themen und Textsorten angeboten. Ein interessantes Schreiberlebnis und konkrete Schreibfortschritte wurden dabei garantiert und von den Schüler-innen auch noch nachträglich so empfunden..

Was war für die Schüler-innen das Neue an den Werkstätten?

... die Themenauswahl; die Möglichkeit, sich selbst zuordnen zu dürfen; der Wechsel von Lehrpersonen, der als spannend empfunden wurde; die Werkstatt war für unsere Schüler-innen eine eher ungewohnte Form des Schreibens; sich einen bzw. zwei Halbtage Zeit zu nehmen, an einem Text zu arbeiten, im Detail nachzuvollziehen, wie ein Text entsteht, sich intensiv mit anderen über eigene Texte auszutauschen war in dieser Form noch kaum bekannt.

Hier finden Sie die aus meiner Sicht interessantesten Werkstattideen (der Studenten der Universität Innsbruck)